Am 18.3.2014 ist in Blankenburg der Dichter Udo Tiesler in seinem 75.Lebensjahr verstorben. Oft trug er uns aus dem Gedächtnis Verse seines Lieblingsdichters H.Heine vor, wenn wir uns freitagabends als Trio in seiner Wohnung in Blankenburg trafen. Das war in den Neunziger Jahren, als wir uns enger befreundeten. Diese Abende, die wir über ein Dutzend Jahre durchhielten, bleiben unvergesslich.  Die Lage in der Welt und in den Künsten stand zur Debatte, an Texten wurde gearbeitet und manche neue Idee fürs Schreiben geboren. Erstmals bin ich ihm Anfang der Achtziger Jahre begegnet, als er im Malzirkel im Klubhaus der Eisenbahner Modell saß.

 

2.10.1939 in Breslau geboren kam er Ende des 2.Weltkrieges mit seinen Eltern in den Harz, wo er 1957 eine Lehre als Großhandelskaufmann abschloss und im FEW (Reichsbahn) arbeitete. April 1961 ging er über Westberlin, Hannover, Wart(Kreis Calw)  nach Heilbronn, wo er sich in einer Großhandelsfirma vom Boten zum Buchhalter qualifizierte und in seiner Freizeit zu schreiben begann. 1964 kehrte er in die DDR zurück, wieder nach Blankenburg. "Heimweh" so erklärte er uns. Hier begann, neben seiner Arbeit (GHG), eine intensive Schreib-und Lernzeit und er fand Gleichgesinnte im Zirkel Schreibender Arbeiter (Edeltraut Lautsch, Rosita Ionescu u.a.) 1973-76 absolvierte er ein Fernstudium am Literaturinstitut Leipzig, das er als einer der Besten seines Jahrgangs abschloss. Seine von Geburt an vorhandene leichte spastische Behinderung hat ihn nie am intensiven Leben gehindert. Mit dem Zusammenbruch der DDR verlor er seine Arbeit, die Spastik verstärkte sich, 1991 wurde er Invalidenrentner .

Ständig schrieb er Gedichte, bis zuletzt. Sie waren für ihn:   " das größte literarische Ergebnis, weil dabei am bewußtesten mit Sprache gearbeitet wird."            2007 zog er ins Alters-u.Pflegeheim (GBS-Wohnanlage) in der Gartenstraße ein, wo sich 2014 sein Lebensweg vollendete.

Er erlebte es noch, sein Lebenswerk 2013 in einem 80-seitigen Bändchen gedruckt zu sehen und auch, dass sein Exemplar Nr. 1 spurlos verschwand.

 

" Nicht alles hat Bestand.                 Nicht alles ist von Dauer.                  Der Mensch hat zwar Verstand,             doch wird er wirklich schlauer ?"                                         Schon bald          " ist Mai . Es blüht der Flieder.           Ein leiser Wind aus Süden weht.        Die Birke finde ich nicht wieder.        Die Zeit verrinnt.                            Das Leben geht."   

 

Die Gespräche mit ihm haben mein Leben bereichert.

 

WDS

Udo im Altersheim (2013)